Wenn das neue Jahr beginnt, dann beginnt auch immer wieder ein Ritual: Viele Menschen nehmen sich gute Vorsätze vor. Ich gehöre auch dazu. Wenn nun jeder seine guten Vorsätze umsetzen würde, dann wäre die Welt ein sehr schöner Ort mit wenigen Problemen. Dem ist aber nicht so, wie wir alle wissen. Woran liegt das?
In erster Linie dürfte das daran liegen, dass die guten Vorsätze eben nur Vorsätze und keine guten Taten sind. In der Regel erfolgen aus den Vorsätzen nur wenige gute Taten und nach kurzer Zeit sind die guten Vorsätze verschwunden und man macht weiter wie bisher. Bis, ja bis man wieder Zeit findet über seine Leben nachzudenken und eine Rückschau hält. Diese Rückschau kommt dann meist kurz vor Silvester, wenn man auf das abgelaufene Jahr zurückblickt. Dann fallen einem auch wieder die guten Vorsätze ein, die ja immer noch gut sind! Also, neues Jahr, neues Glück und ein neuer Versuch wird gestartet. Es gibt auch ZeitgenossInnen, die sich das Scheitern ersparen und sich erst gar nichts vornehmen. Das kann man machen, aber es ändert halt auch nichts und das ist insofern keine Lösung. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich das ganze Jahr über gute Vorsätze nehmen, nur an Silvester nicht, da das ja dann alle machen. Ein Phänomen, das manche aus der Pubertät mitgenommen haben und nun immer noch pflegen. Immerhin haben sie gute Vorsätze.
Was hat das Ganze nun mit Politik zu tun? Nun, ich denke, dass viele Aussagen in der Politik mehr gute Vorsätze als gute Taten sind. Mit dem Wissen, dass man selbst oftmals nur gute Vorsätze im Sinn hat, wird so manches Versäumnis in der Politik verständlicher und man könnte gelassener reagieren. In der Tat glaube ich, dass viele politische Entscheidungen der konservativen Parteien aus guten Vorsätzen entspringen. Was fehlt sind die guten Taten, die dann auch zu guten Ergebnissen führen. Aktuell erleben wir diese guten Absichtserklärungen bei der Bekämpfung des Klimawandels. In der Energiepolitik kommen mit der jeweiligen Neuauflage des EEG jedes Jahr neue Regelungen hinzu, die aber leider selten die Energiewende voranbringen, sondern lediglich die Gewinne von Großkonzernen und die Stromrechnung von Privathaushalten erhöhen. Hier darf man getrost unterstellen, dass sich die guten Absichten in erster Linie auf den Erhalt überkommener und umweltschädlicher Technologien und die Befriedigung der dahinterstehenden Wirtschaftsinteressen konzentrieren. Das gilt auch für die Verkehrswende, die für unsere konservativen Politiker zu der Kategorie zählt: Probiere ich erst mal gar nicht! Weitere Beispiele darf sich jeder gerne selbst aussuchen.
Ich persönlich habe mir drei gute Vorsätze vorgenommen. Ein Klassiker ist dabei: Nachdem meine Waage immer wieder Zahlen anzeigt, die eigentlich nicht stimmen können, habe ich beschlossen, Intervallfasten (16/8 – für den Kenner) zu machen. Weiterhin will ich täglich eine zweite Sporteinheit absolvieren. Und als Letztes habe ich mir vorgenommen, jeden Tag die erste Stunde mit wirklich wichtigen Aufgaben zu beginnen. Bisher habe ich die guten Vorsätze auch täglich in gute Taten umsetzen können. ?
Was bleibt nun für dieses Jahr noch an guten Vorsätzen übrig? Vielleicht dass wir in der Politik mehr auf die guten Taten und die guten Ergebnisse schauen und uns nicht von guten Vorsätzen blenden lassen. Viele Ankündigungen der Bundesregierung hören sich gut an, bringen aber keine messbaren Ergebnisse. Aber auch hier in der Kreispolitik haben wir das Phänomen der guten Vorsätze. So hat der Rhein-Neckar-Kreis 2013 beschlossen, mehr regenerative Energien einzusetzen. Leider ist in den Zahlen der letzten sieben Jahre kein Fortschritt zu erkennen. Dennoch feiern sich viele Kreistagspolitiker für ihre vermeintlichen Erfolge, nach dem Motto: Stillstand ist immerhin kein Rückschritt.
Hiergegen kannst Du, können Sie, können wir alle etwas tun!
Im Januar startet die Bürgerbeteiligung zum Klimaschutzkonzept des Kreises. Wäre es nicht ein toller Vorsatz für 2021, sich hier mit guten Vorschlägen, Ideen und Impulsen einzubringen?