Diese Frage tauchte jetzt wieder bei mir im Wahlkampf auf. Plastikplakate sind billig, halten gut und können doch recycelt werden. Warum also nicht nutzen?
Der Grund ist, dass alle drei Argumente bei genauerem Hinsehen gegen den Einsatz von Wahlplakaten aus Plastik sprechen.
Klar ist Plastik billig. Aber warum ist das so und ist der Preis okay? Plastik wird zu über 99 Prozent aus fossilem Öl und Gas hergestellt. Wobei Fracking-Gas sich dabei ganz besonderer Beliebtheit erfreut. Die Industrie trägt 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bei. Kunststoffe und synthetische Fasern haben daran einen großen Anteil. Nach Berechnungen würden über 10Prozent des CO2-Budgets der Menschheit bis 2050 von Kunststoffen beansprucht werden, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher. Somit ist Plastik deswegen so billig, weil es keinen gerechten CO2-Preis dafür gibt, der auch die Umweltfolgekosten berücksichtigt, und weil auch die Entsorgung nicht richtig in den Preis eingerechnet wird.
Schaut man sich die Behandlung des Plastikmülls in Deutschland an, so ergibt sich für 2017 folgendes Bild. Es fallen 5,2 Mio. t Plastikabfall an. Über die Hälfte davon (3,15 Mio. t.) wird gleich verbrannt. Der kleinere Teil geht ins „Recycling“. Was bedeutet, dass von diesen 2,05 Mio. t. erst mal ein Drittel ins Ausland exportiert wird. 0,35 Mio. t. werden dann doch noch verbrannt und nur 0,81 Mio. t. – also 15,6 % der Gesamtmenge – kommen ins eigentliche stoffliche Recycling. Viele der Recycling-Produkte sind zudem auch noch von minderer Qualität. Wenn wir also bis 2050 CO2-Neutral werden wollen, dann müssen wir den Verbrauch von Plastik drastisch einschränken. Aktuell ist jedoch geplant, die Produktion massiv auszuweiten.
Für uns Grüne gilt aus diesen Überlegungen heraus daher der alte Grundsatz: Vermeiden vor Wiederverwerten vor Entsorgen. Dies vor allen Dingen auch deshalb, weil Plastik unseren Planeten vermüllt. Allein in Deutschland wurden in 2016 nur durch die Austragung von Klärschlamm knapp 10.000 t. Mikroplastik auf unsere Felder verteilt. Ein Teil davon gelangt in die Nahrungskette. Man schätzt, dass bis 2018 rund 86 Mio. t. Plastik ins Meer gelangt ist.
Das große Problem beim Plastik ist seine Haltbarkeit. Dadurch wird es in der Natur nur sehr langsam abgebaut und reichert sich an. Die Verwendung von Plastik für Produkte mit kurzer Lebensdauer macht daher wenig Sinn, vor allem, wenn es Alternativen gibt. Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage sind. Ein Plakat hält in der Regel nur wenige Wochen und wird dann entsorgt. Für diese kurze Zeit ist Papier der geeignetere Rohstoff, da es sich besser recyceln lässt als Kunststoff. Natürlich sind auch die Papier- und Pappplakate noch mit Belastungen verbunden. Daher haben wir zusätzlich den Druck klimaneutral kompensiert. Besser wäre es natürlich, wenn man den Einsatz von Plakaten reduzieren würde, um weniger davon zu verbrauchen. Wir Grüne in St. Leon-Rot haben dies im letzten Jahr im Gemeinderat vorgeschlagen. Leider waren wir nicht erfolgreich. Wir haben also noch einen langen Weg vor uns.
Wer diesen Weg verstehen und beschreiten will, nutzt dazu unbedingt den Plastik-Atlas der Heinrich-Böll-Stiftung.