RNZ: Herr Knopf, die Bundesregierung plant die Einführung eines 49-Euro-Tickets für Mai, zum 1. März kommt das Jugendticket im Land. Macht das denn Sinn?
Norbert Knopf: Na ja, für viele Schüler ist das 30-Euro-Ticket noch einmal günstiger als das 49-Euro-Ticket. Außerdem ist für das Bundesticket immer noch nicht ganz klar, wer welche Kosten trägt. Dagegen sind beim Jugendticket alle Verträge mit den Trägern eingetütet. Das Projekt läuft aber erstmal auch „nur“ eineinhalb Jahre, also bis Ende 2024. Sobald die Bedingungen für das 49-Euro-Ticket klar sind, soll dann evaluiert werden, ob wir beim Jugendticket bleiben können oder ob es Veränderungen geben wird.
Das Jugendticket ist ja eine direkte Alternative zum Maxx-Ticket, das 20 Euro im Monat mehr kostet…
Genau. Deshalb ist das Jugendticket gemacht worden. Die ganzen anderen Tickets und die Zuschüsse, die dafür auch geflossen sind, fließen jetzt in das Jugendticket. Es gilt übrigens für alle Schüler, Studenten und Auszubildende bis 27 Jahren. Im Gegensatz zu den Tickets der Verkehrsverbünde gilt das Jugendticket aber im ganzen Land. Bei unserem Verkehrsverbund Rhein-Neckar gilt es sogar im ganzen Bereich, also auch im linksrheinischen Verbundgebiet.
Was kostet das Jugendticket das Land?
Einiges. Eingeplant bis Ende 2024 haben wir bis zu 100 Millionen Euro.
Gab es denn Diskussionen über die Einführung?
Das Jugendticket steht schon im Koalitionsvertrag. Es war also klar, dass wir das einführen und es gab keine Diskussionen. Wir hätten es ja gerne schon ein Jahr früher gestartet und die Mittel auch schon im Haushalt von 2022 bereitgestellt. Doch die Abstimmungen mit den Verbünden haben länger gedauert. Doch auch wenn es länger gedauert hat, ist etwas Gutes dabei herausgekommen: Ein einheitliches Ticket für ganz Baden-Württemberg.
Das 49-Euro-Ticket soll bundesweit im Mai kommen. Wenn es schon im Land länger gebraucht hat, um alle unter einen Hut zu bekommen: Ist die Zeitschiene im Bund realistisch?
Man ist bemüht, den Mai-Termin zu halten. Aber es gibt Zweifler. Aus unseren Erfahrungen aus Baden-Württemberg sind wir sehr, sehr skeptisch, ob der Starttermin zu halten ist. Da gibt es viel Abstimmungsbedarf mit den Verbünden und den Zuschüssen. Es wird spannend.
Was wird das Jugendticket für Effekte für die Region haben?
Schüler, Jugendliche, Auszubildende und Studenten nutzen den Nahverkehr schon jetzt sehr ausgiebig. Ich glaube, für den ein oder anderen hat das Ticket außer dem Preis noch einen weiteren Vorteil: Die Grenze zum Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) fällt mit dem Ticket. Das ist der große Gewinn. So sind die Jugendlichen in Richtung Karlsruhe-Land flexibler und müssen nicht extra ein KVV-Ticket lösen.
Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Vorteile vom 49-Euro-Ticket?
Für Pendler, die mit dem Nahverkehr über Verbundgrenzen unterwegs sind, wird das attraktiv sein. Es gibt ja zum Beispiel Richtung Frankfurt gute Verbindungen. Deshalb glaube ich, es wird den ein oder anderen zum Umstieg bewegen. Inwieweit die Gelegenheitsnutzer das Ticket in Anspruch nehmen, wird sich zeigen. Das ist anders als beim 9-Euro-Ticket, das ich mir für einen Ausflug gekauft habe und dann für einen ganzen Monat nutzen konnte.
Das Land setzt ja auf die Reaktivierung von Schienenstrecken und bezahlt die Machbarkeitsstudien. Gibt es für die Straßenbahnverbindung Leimen-Wiesloch was Neues?
Ja, in der Tat! Wenn man sich die Reaktivierungskarte auf der Internetseite des Verkehrsministeriums anschaut, ist auch für die Strecke Leimen-Wiesloch/Walldorf eine landesgeförderte Machbarkeitsstudie vorgesehen. Als Wieslocher Landtagsabgeordneter freue ich mich gerade bei der Entstehungsgeschichte hier natürlich sehr!
Das sah ja Anfang des letzten Jahres noch ganz anders aus: Da hat das Verkehrsministerium die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Strecke wegen der Straßenbahn nicht fördern wollen…
Ich habe da interveniert. Im Ministerium hat man daraufhin lange überlegt, wie man den Sachverhalt bewertet, weil innerstädtische Straßenbahnlinien nicht in dem Reaktivierungsprogramm vorgesehen waren. Aber hier ist es ja nicht innerstädtisch, sondern interkommunal. Und wurde im Ministerium jetzt entschieden, diese Linie in die Förderung der Machbarkeitsstudie aufzunehmen.
Wie kam es zu dem Sinneswandel?
Beim Ministerium bin ich sofort auf Verständnis gestoßen. Und auch Minister Winfried Herrmann hat mir gesagt, dass er glaubt, dass man noch mal nachbessern muss, weil diese Thematik nicht auf dem Schirm war. Deswegen war es auch vom Minister ein Wunsch, dass die Strecke Leimen-Wiesloch mit in die Förderung kommt. Weil es lange dauert hat, habe ich immer wieder nachgefragt und habe dann eine mündliche Zusage bekommen.
Wie geht es jetzt weiter?
In der Politik muss man sehr viel Geduld mitbringen, es dauert alles immer länger, als man erwartet. Doch nach der mündlichen Zusagen gehe ich davon aus, dass genügend Geld im Fördertopf ist und man die Machbarkeitsstudie fördert. Zumal es im Land nicht viele weitere Kombinationen in dieser Form gibt.