Besuch der Curagita AG in Heidelberg

Rund 10.000 radiologische Fachärzte gibt es in Deutschland, sie stellen damit zwei Prozent der gesamten Ärzteschaft – und wie so viele medizinische Berufsgruppen sind sie im Rhein-Neckar-Raum besonders häufig vertreten.

Ein wichtiger Ansprechpartner für die Branche ist das von der Heidelberger Curagita AG organisierte Radiologienetz, das rund 400 Radiologien und 100 Praxen berät und unterstützt.

Im Gespräch mit Eva Jugel und Michael Sigloch von Curagita sowie dem Heidelberger Radiologen Dr. Johannes Mattern hat sich kürzlich der Wieslocher Landtagsabgeordnete Norbert Knopf (Bündnis 90/Die Grünen), Sprecher seiner Fraktion für Gesundheitswirtschaft, einen Eindruck von der Situation der Radiologie hierzulande verschaffen können. 

Dabei verwiesen die Gesprächspartner auf die geringen Einflussmöglichkeiten der anteilsmäßig kleinen Gruppe der Radiologen innerhalb der Ärzteschaft und das Image der Fachgruppe als „Bestverdiener“ unter den Medizinern. Letzteres sei insofern unzutreffend, da es die hohen Betriebs-, Geräte- und Stromkosten für High-Med-Geräte wie CT oder MRT nicht berücksichtige.

Darüber hinaus sehen sich die Radiologen wie so viele medizinische Berufsgruppen auch mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Fachkräftemangel, steigende Energiepreise, überbordende Bürokratie, die Vorstöße nicht-radiologischer Mediziner in die bildgebende Diagnostik und die drohende Abwertung technischer Leistungen in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) belasten die Branche.

Zudem erschweren zunehmender Kosten- und Investitionsdruck, der rasante technologische Wandel sowie der gesellschaftliche Trend weg von Selbständigkeit und Vollzeit niedergelassenen Radiologen die Nachfolgersuche und verstärken Praxisverkäufe an Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit Private-Equity-Hintergrund. Damit, so die Branchenvertreter, bestehe die Gefahr einer Ausdünnung der ambulanten radiologischen Versorgung mit immer längeren Wartezeiten insbesondere in ländlichen Regionen.

Künstliche Intelligenz als Hoffnungsträger

Auch Norbert Knopf sieht in der Gesundheitspolitik allgemein strategischen Verbesserungsbedarf und wünscht sich mehr Ressourcen sowie das Adaptieren von Erfolgsmodellen anderer Länder, etwa bei der Akademisierung der Gesundheitsberufe, der Substitution von Tätigkeiten an medizinisches Fachpersonal oder bei der digitalen Transformation.

Insbesondere in der (hoch-)technologiebasierten Radiologie, deren Innovationskraft bereits mehrere Nobelpreise gewinnen konnte, müsse die Debatte verstärkt die Aspekte der Qualität und Produktivität in den Mittelpunkt rücken, so der Landtagsabgeordnete. Die Künstliche Intelligenz (KI) könne gerade in dieser Branche ein wichtiges Hilfsmittel sein, um einen Produktivitätssprung zu erreichen und die Qualität zu verbessern, betonte der Gesundheitsexperte Knopf. Dabei sei der Fokus nicht nur auf die Datensicherheit, sondern insbesondere auch auf die Datenqualität zu richten.

Viele der rund 900 radiologischen Praxen in Deutschland kooperieren mit Krankenhäusern und versorgen stationäre Patienten, insbesondere auch an kleineren Klinikstandorten im ländlichen Raum – die bevorstehende Krankenhausreform betrifft die Fachgruppe also unmittelbar. Norbert Knopf sieht das Vorhaben der Bundesregierung als Chance. Kleinere Krankenhäuser könnten als 1i-Standorte ambulante und stationäre Leistungen vernetzen und dabei auch die Radiologen vor Ort einbinden oder alternativ als Fachkliniken mit ambulanter Zusatzversorgung betrieben werden, schlug der Grünen-Politiker vor.

Knopf zeigte sich bei Selektivverträgen offen und sprach sich für die Freigabe teleradiologischer Leistungen aus – in beiden Fällen sei jedoch grundsätzlich der Fokus auf die Qualität zu richten. Für die Teleradiologie regte der Abgeordnete Modellprojekte in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg an.

Grundsätzlich, so der Landespolitiker abschließend, laste mit dem von der Bundesregierung auferlegten Sparkurs auch auf dem Gesundheitswesen eine schwere Hypothek für die kommenden Jahre – so stehen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im kommenden Haushalt rund acht Milliarden Euro weniger zu Verfügung, was die Spielräume in allen Bereichen stark einschränke.

Umso wichtiger sei es für die Radiologen, innerhalb der Ärzteschaft für ihre Anliegen starke Lobbyarbeit zu betreiben – und auch die Krankenkassen mit Blick auf die Versorgungssicherheit mit in die Verantwortung zu nehmen.