„Wir müssen Klimaschutz und Patientenschutz miteinander verbinden“ fordert Gesundheitspolitiker Norbert Knopf. Im Sinne von „Green Hospitals“ setzt sich der Landtagsabgeordnete der Grünen dafür ein, klimaschädliche Narkosegase an baden-württembergischen Kliniken zu ersetzen, dabei aber die medizinisch beste Alternative zu wählen. Daher hat er zusammen mit seiner Kollegin Jutta Niemann einen Antrag geschrieben und die zuständigen Ministerien nach ihren Überlegungen gefragt.
Dass das Thema große Relevanz hat, bestätigt die Einschätzung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK), nach der das Gesundheitswesen in Deutschland für etwa acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sei. „Narkosegase verursachen hierbei rund die Hälfte der in Operationssälen anfallenden Treibhausgasemissionen und 35 Prozent der Emissionen des gesamten Krankenhauses. Somit ist eine Reduktion des Verbrauchs von Narkosegasen ein durchaus relevantes Ziel bei der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015“, heißt es in der Antwort weiter.Eine Einschätzung die MdL Knopf teilt: „Wenn wir es ernst meinen mit dem Klimaschutz, müssen wir auch die Emissionen des Gesundheitssektors deutlich reduzieren.“
Aus medizinisch-fachlicher Sicht kann zwar nicht komplett auf den Einsatz von Narkosegasen verzichtet werden. Aber eine Regulierung des Einsatzes wäre klimapolitisch sinnvoll, weshalb das MWK an den Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Herrn Dr. Graichen, geschrieben und für entsprechende Regeln geworben hat. Norbert Knopf begrüßt dieses Vorgehen: „Bundesweite Regelungen wären ein großer Schritt in die richtige Richtung. Der Föderalismus sollte dem Klimaschutz hier nicht im Wege stehen.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Reduktion oder der Ersatz von Narkosegasen auch Vorteile für den Patienten hat. „Das ist eine ideale Kombination“ freut sich der Abgeordnete.
Ein gutes Praxisbeispiel ist das Projekt „CO2-Fußabdruck der Anästhesiologie“, welches in der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie der RKH Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal und der RKH Rechbergklinik Bretten durchgeführt wurde. Dabei konnten durch die Einschränkung der Verwendung des Narkosemittels Desfluran erhebliche Verbesserungen erzielt werden: „Betrugen die Gesamtemissionen der Klinik 2017 noch 399,7 Tonnen CO2-Äquivalente, waren es 2018 hingegen nur noch 126,4 Tonnen. Auch sank der Anteil der Inhalations-Narkosemittel an den Gesamtemissionen von 77 % im Jahr 2017 auf nur noch 28,4 % im Jahr 2018. Aufbauend auf diesen positiven Ergebnissen erfolgte inzwischen eine Umstellung innerhalb aller RKH Kliniken.“
Und nicht nur in Baden-Württemberg finden diese Erfolge ihren Widerhall. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz prüfe derzeit, wie solche „best practice“ Beispiele im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative in die Breite getragen werden können, weiß das MWK zu berichten. „Insgesamt ist erkennbar, dass das Thema klimaschädliche Gase im Rahmen von Narkoseverfahren in der letzten Zeit in einen breiteren Fokus gerückt ist.“ Auch Gesundheitspolitiker Knopf will daran anknüpfen und hat Kontakt zu den RKH Kliniken aufgenommen. „Um das Thema voranzubringen ist es wichtig, dass sich die verschiedenen Akteure vernetzen und ihre Erfahrungen austauschen. Dazu trage ich gerne meinen Teil bei.“