MdL Norbert Knopf hat der Rhein-Neckar-Zeitung ein Interview gegeben: Windkraft-Pläne für Dielheim: „ForstBW setzt auf Masse statt Klasse“ – Rhein-Neckar – Nachrichten und Aktuelles aus der Region – Rhein-Neckar-Zeitung (rnz.de)
Sebastian Lerche: Herr Knopf, Sie haben mit Dielheims Bürgermeister Glasbrenner über die Windkraft-Pläne gesprochen. Wie haben Sie auf seine Anliegen reagiert?
Norbert Knopf: Das ist ein komplexes Thema – aber ist es überhaupt so ein großes Drama, wie es teilweise dargestellt worden ist? Wir haben hier unterschiedliche Ausgangslagen: Das Land will 500 Standorte für Windkraft ausschreiben, und das innerhalb kurzer Zeit; Dielheim will einen Beitrag für die Energiewende leisten und will das als Gemeinde steuern. Dieser Aufruf – „Liebe Gemeinden, steuert den Ausbau der Windkraft“ – ging aber schon 2015/16 durch die Lande, da war ich frisch im St. Leon-Roter Gemeinderat. Und da ist halt in vielen Gemeinden nichts passiert.
Herr Glasbrenner hat Ihnen sicher gesagt, dass die Gemeinde eine Planung hat. Sie hat Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen und seit 2020 wird nach geeigneten Flächen für erneuerbare Energien gesucht.
Dielheims Analyse ist aber erst jetzt fertig geworden: nach der Ausschreibung von ForstBW. Genau das ist das Problem. Aber Dielheim ist jetzt kein Schaden entstanden…
Warum konnte ForstBW die Analyse von Dielheim nicht abwarten? Dann wäre mit Unterstützung der Gemeinde Windkraft ermöglicht worden und das hätte mehr Akzeptanz gefunden.
Ja und Nein. Es würde immer mehr Sinn ergeben, wenn alle am selben Strang ziehen. Aber Minister Hauk hat in der RNZ gesagt, er habe die Ausschreibung ein Mal verschoben und dann noch mal bei Dielheim nachgefragt. Ich habe vor, bei ForstBW nachzuhaken, ob doch noch eine gemeinsame Initiative mit Dielheim möglich ist oder ob alles fertig ist.
Muss es denn der Forst sein, der Flächen zur Verfügung stellt? Hätte man die Dielheimer Analyse nicht abwarten und damit ebenso gute oder bessere Flächen finden können?
Das muss man verstehen: Forst BW will zügig Flächen zur Verfügung stellen, die sie in petto haben. Das sind aber keine, für die feststeht, dass sie für Windkraft gut geeignet sind. Forst BW macht mehr Masse als Klasse.
Ich finde gut, dass Sie das so formulieren, den Eindruck haben viele.
Mit der Ausweisung von Windkraft-Flächen gibt es schon immer dieses große Problem. Es kam schon vor, dass ein Kreis oder eine Kommune bewusst Flächen ausgewiesen haben, die für Windkraft ungeeignet sind, die aber trotzdem fürs vereinbarte Flächenziel – 1,8 Prozent jeder Gemarkung für erneuerbare Energien – zählen.
Schummelei – die der Energiewende sogar abträglich wäre, weil am Ende keine Windräder gebaut werden…
Das ist ein ungelöstes Problem. ForstBW hat sich auf Masse konzentriert: Das ist ein Kritikpunkt, deswegen will ich noch mal das Gespräch suchen.
Hat Windkraft dann überhaupt eine Chance auf den ForstBW-Flächen in Dielheim? So nahe an einem Natur- und Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet?
Die Vermutung dürfte richtig sein. Masse statt Klasse: Ich denke nicht, dass Windkraft dort entstehen wird.
Aber es bleibt dann den Projektierern überlassen, das herauszufinden?
Die Projektierer wissen, dass die Forst-Flächen grob ausgewählt sind. Und dass sie selbst in die Tiefe gehen müssen.
Die Projektierer verwenden aber viel Zeit und Ressourcen, um herauszufinden, dass nichts geht. Da würde ich mich veralbert fühlen.
Wenn Sie einen Grabbeltisch haben, können Sie Glück haben, aber in der Regel finden Sie nicht den passgenauen Armani-Anzug.
Wissen die Projektierer, dass sie auch Pech haben können?
Ja, denen ist das schon klar. Das weiß ich aus vielen Gesprächen. Bei schlechten Flächen ist sehr unwahrscheinlich, dass Windkraft kommt. Und wenn Dielheim nun geeignete Flächen ausschreibt und auf Projektierer zugeht…
Sie wollen Dielheim ermutigen, mit seiner Analyse voranzugehen, selbst die womöglich besseren Flächen auszuweisen und Windkraft umzusetzen?
Dielheim hat es vorbildlich gemacht. Hat ein Gutachten über alle möglichen Standorte auf der Gemarkung erstellt und kann dann die günstigsten für erneuerbare Energien vermarkten. Klar ist: Wenn ich eine Autobahn durchs Gemeindegebiet habe und tolle Flächen direkt daneben, dann werde ich die lieber vermarkten als solche im Bereich von Erholungs- oder Naturschutzgebieten.
Und wie geht es mit den Forst-Flächen weiter?
Es ist ungünstig, wie es mit der Ausschreibung gelaufen ist, ich hätte es mir anders gewünscht, aber es ist kein Beinbruch. Jetzt wird geguckt, ob die Flächen geeignet sind und ob es Interessenten gibt – ich denke das eher nicht. Ich will jetzt mit ForstBW sprechen, will deren Sicht anhören. Es gilt, die geeigneten Standorte für Windkraft zu finden, da steht ForstBW unter großem Druck: In diesem Spannungsfeld will ich vermitteln, eventuell gibt es noch Spielraum.