TK-DocTour 2022 machte Station in Rauenberg
„Smart am Start als Landarzt 4.0“ – unter diesem Motto sind derzeit sechs Medizinstudentinnen und -studenten unterwegs durch Baden-Württemberg. Sie reden mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, erfahren eine Menge über die Gründung und Fördermöglichkeiten einer Landarztpraxis, lernen die verschiedenen Optionen nach dem Medizinstudium kennen und kommen mit Politik und Kommunen in Kontakt. Organisatorin der Tour ist die Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg.
Am dritten Tag stand der Austausch mit dem Landtagsabgeordneten Norbert Knopf von den Grünen auf dem Programm. „Im Gespräch mit den jungen Medizinerinnen und Medizinern konnte ich die Sichtweise der Politik durch meine Arbeit im Sozial- und Wissenschaftsausschuss einbringen“, sagte Knopf. „Meine Erfahrungen aus 26 Jahren bei der gesetzlichen Krankenversicherung waren eine gute Basis für die Diskussion. Als verantwortungsbewusster Gesundheitspolitiker möchte ich die Medizinerausbildung weiterhin modernisieren und stärken“,versprach Knopf den Studierenden.
„Wir wollen mit diesem Format Studierenden der Medizin das Landarzt-Leben näherbringen“, betonte Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Um eine gute ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen in Zukunft gewährleisten zu können, müssen nach Ansicht der TK jetzt die Weichen richtig gestellt werden. „Dazu gehört der Aufbau eines digital vernetzten Gesundheitswesens, in dem Landärztinnen und Landärzte eine Schlüsselrolle einnehmen können“, so Mussa.
Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Telemedizin zu einer guten flächendeckenden medizinischen Versorgung beitragen könne. Nadia Mussa: „Patientinnen und Patienten sparen sich längere Anfahrtswege und stundenlanges Sitzen im Wartezimmer. So ist auch das Ansteckungsrisiko reduziert – für die Patientinnen und Patienten sowie für Mitarbeitende in Arztpraxen.“
Ärztinnen und Ärzte seien aufgrund der zusätzlichen digitalen Behandlungsform flexibler in ihrer Arbeit und können den Praxisalltag effizienter organisieren. Zudem stellten die Video-Sprechstunden auch in versorgungsschwächeren Gebieten eine gute Behandlung sicher. Im Rhein-Neckar-Kreis bieten nach Angaben der TK derzeit 457 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Videosprechstunden an. Nach Überzeugung der TK müssen noch mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Attraktivität ärztlicher Tätigkeit auf dem Land zu verdeutlichen. Bei den Studierenden seien noch immer viele falsche Vorstellungen über eine ärztliche Tätigkeit auf dem Land im Umlauf. „Die Landärztin und der Landarzt von heute sind Teamplayer, können ihre Tätigkeit mit Freizeit und Familie gut kombinieren und haben ein Einkommen, von dem man gut leben kann“, erklärte Mussa. Als Beispiel für die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren nannte Mussa die Möglichkeit, sich auch im ambulanten ärztlichen Bereich anstellen zu lassen: „Die klassische Einzelpraxis wird es auch weiterhin geben. Doch den Kooperationen gehört die Zukunft“. So sind derzeit laut TK bereits rund 27 Prozent der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte im Rhein-Neckar-Kreis angestellt. Vor neun Jahren waren es noch zwölf Prozent.