Kirchen haben ihren Platz mitten im Leben

„Spitzentreffen“ in Leimen: Pfarrer Lourdu brachte Kirche und Politik an einen Tisch / Themen reichten von sozialem Wohnungsbau, über Pflege und Kinderbetreuung bis Bildung
Leimen / Nußloch / Sandhausen. (sg)

Zu einem „Spitzentreffen“ von Kirche und Politik war es kürzlich in Leimen gekommen.
Angeregt hatte es Pfarrer Arul Lourdu. Der Leiter der Seelsorgeeinheit Leimen, Nußloch und Sandhausen erläuterte auch  den Grund: „Die Kirchen vor Ort haben
ihren Platz mitten im Leben.“

Die verantwortlichen Geistlichen hätten dadurch die Menschen im Blick und würden die Probleme, Sorgen und Nöte der Kommunen und ihrer Einwohnerschaft sehr gut kennen.
Damit kommunale Anliegen und Wünsche an den richtigen Stellen Gehör finden und Veränderungen herbeigeführt werden können, setzt Lourdu auf direkten Austausch mit allen Beteiligten: „Damit das Beste für die Bürger getan werden kann.

“ Auf seine Initiative hin wurde eine Gesprächsrunde ins
Leben gerufen, an der die Rathauschefs der
drei Kommunen der Seelsorgeeinheit und die für den Wahlkreis zuständigen Abgeordneten von Bund und Land teilnahmen. Der erste „Runde Tisch von Kirche und Politik“ fand im großen Saal des
Mauritius-Gemeindehauses statt. Mehr als zwei Stunden haben sich Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald, Sandhausens Rathauschef Hakan Günes, Nußlochs stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Schneider in Vertretung des erkrankten Joachim Förster intensiv mit den
Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Lars Castellucci (SPD) und Dr. Jens Brandenburg (FDP) sowie mit den Landtagsabgeordneten Norbert Knopf (Grüne) und Moritz Oppelt (CDU) über wichtige kommunale und gesellschaftspolitische Themen ausgetauscht.

Jeder konnte gegenüber denBund- und Landtagsabgeordneten deutlich machen, wo „der Schuh drückt“.
Um die Themenauswahl für das erste  „Spitzentreffen“ festzuzurren, hatte sich Pfarrer Lourdu Zeit genommen und separate Vortreffen mit den Abgeordneten und den
Rathauschefs anberaumt.

Als Themenschwerpunkte haben sich dabei
„bezahlbarer Wohnraum“, Fachkräftemangel bei der Kinderbetreuung und in der Pflege sowie Bildungspolitik und Digitalisierung in Schulen herauskristallisiert. „Kommunen sind die Orte der Wahrheit, denn sie sind die Orte der Wirklichkeit“, verdeutlichte Leimens OB Reinwald. Er fand es gut, dass man Bund und Land mit der Realität konfrontiere und aufzeige, wie die aktuelle Lage in den Kommunen sei.

Sein Hauptaugenmerk lagauf bezahlbarem Wohnraum und sozialem Wohnungsbau. Er wünschte sich eine Beschleunigung von Verfahren undkritisierte grundlegend den hohen bürokratischen Aufwand bei der Stellung von Förderanträgen bei Bund und Land. Sandhausens Bürgermeister Hakan Günes
lobte die Zusammenkunft und hielt es für wichtig, dass Kommune und Kirche zum Wohl der Gesellschaft Hand in Hand agieren. Er kam auf den Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung zu sprechen. Es werde immer schwieriger, Personal zu finden. Der Betreuungsschlüssel in der Kinderbetreuung stelle Kommunen vor große Herausforderungen. Eine Anpassung des Betreuungsschlüssels würde Kommunen sehr entgegenkommen, meinte er. Bildungspolitik, Digitalisierung in Schulen und Ausweitung der Schulsozialarbeit gehörten zu den Herzensthemen, die Nußlochs Bürgermeisterstellvertreter
Wolfgang Schneider zur Diskussion mitgebracht hatte. „Wir bekommen zwar Unterstützung im Schulwesen, aber das kann immer noch gesteigert werden“, meinte dezeitungr ehemalige Lehrer. Die

Vertreter von Bund und Land begrüßten den „bunten, runden Tisch“ von Parteivertretern. Lars Castellucci befand den Austausch von „Mensch zu Mensch“ als wichtig und gut. Jens Brandenburg hob die Vielfalt an Themen hervor, die gemeinsam diskutiert wurden. Moritz Oppelt war es wichtig, aus erster Hand zu erfahren, wo bei den Kommunen„ der Schuh drückt“.

„Kommunen, Bund und Land müssen zusammenarbeiten“, brachte es Norbert Knopf auf den Punkt. Lourdu schlug vor, Treffen dieser Art in regelmäßigen Abständen fortzuführen. Dem stimmten alle Teilnehmer zu und favorisierten den Herbst für die nächste Zusammenkunft.

Text von Sabine Geschwill/Rhein-Neckar-Zeitung