MdL Norbert Knopf hatte Prof. Maximilian Fichtner von der Universität Ulm nach Stuttgart eingeladen, um sich mit ihm auszutauschen. Am Gespräch am 28. März nahmen auch weitere Landtagsabgeordnete und Mitarbeitende teil.
Prof. Fichtner forscht im Exzellenzcluster POLiS (Post Lithium Storage) an den Batterien der Zukunft: Prof. Fichtner über Mobilität der Zukunft – Universität Ulm (uni-ulm.de)
Bei seiner Begrüßung betonte Norbert Knopf, dass ihn vor allem die Sorge um mögliche Fehlinvestitionen in unnötige bzw. ineffiziente Wasserstoff-Infrastruktur umtreibe. „Der Austausch mit der Wissenschaft ist wichtig, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Besonders wenn wir die Experten im eigenen Land haben!“
In seinem Vortrag erläuterte Fichtner, dass das Zeitalter der fossilen Energien historisch gesehen einen Ausreißer darstelle. Früher seien kaum fossile Ressourcen verbraucht worden – und auch in Zukunft müsse der Verbrauch wieder deutlich sinken. Stattdessen müssten mehr Erneuerbare Energien genutzt werden. In welcher Form dies z.B. bei Antrieben geschehe solle, hänge von Effizienz, Sicherheit, Kosten, Rohstoffen und dem jeweiligen Beitrag zur Treibhausgas- (THG) Minderung ab. Bei der Lebenszyklusanalyse von PKWs zeige sich, dass batterie-elektrische Fahrzeuge insgesamt die geringsten THG-Emissionen hätten.
Das Problem von sogenannten E-Fuels sei der hohe Energiebedarf bei der Herstellung, die damit verbundenen Kosten und die lokalen Emissionen von Ruß, NOx und Lärm. Außerdem stünde in den nächsten Jahren nur eine geringe Menge an E-Fuels zur Verfügung, die primär für Schiffe und Flugzeuge eingesetzt werden sollten. Auch bei Fahrzeugen mit Wasserstoff zeigten sich ähnliche Probleme. Die Effizienz sei durch die mehrfache Umwandlung und den auf wendigen Transport gering, wirklich „grüner“ Wasserstoff sei vorerst nicht verfügbar. Und auch dieser sollte zuerst in anderen Bereichen, wie z.B. in der chemischen Industrie eingesetzt werden.
Aus dem Bereich der Batterieforschung berichtete Fichtner von sinkenden Preisen, die sich auch in günstigeren Fahrzeugpreisen niederschlagen würden. Gleichzeitig steige die mögliche Kapazität der Batterien, was die Reichweite erhöhe. Der Bestand batterie-elektrischer PKWs nehme nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit stark zu. Vor allem Asien setze wegen der Schadstoffe der Verbrenner stark auf Batteriefahrzeuge. Auch bei der Materialforschung gäbe es Fortschritte, beispielsweise beim Ersatz von Lithium, Kobalt und Nickel. Natrium-Ionen-Batterien seien nachhaltiger und gleichzeitig preiswerter. Durch optimiertes Packdesign könnten sie in Zukunft auch im Fahrzeugbau verwendet werden.
Auf die Frage, ob der Trend hin zur Batterie beim LKW ähnlich wie beim PKW sei, wies Prof. Fichtner auf die Wirtschaftlichkeit hin. 20 von 25 Firmen in diesem Bereich würden inzwischen auf Batterien, nur noch 5 auf Wasserstoff setzen. Beim Hochlauf einer europäischen Batterie-Produktion sah er vor allem den „inflation reduction act“ der USA als entscheidendes Hindernis, obwohl die europäische Technik gut sei. Durch die steigende Nachfrage nach Batterien komme es auch zu einer Verknappung der Materialien, was andererseits aber das Recycling profitabel mache.