MdL Norbert Knopf hielt beim 54. Heilpraktiker-Kongress ein Grußwort.
Kongress Baden-Baden – Kongress Baden-Baden (kongressbadenbaden.de)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Naturheilkunde ist ein weit zu fassender Begriff – und ähnlich vielfältig sind die Haltungen zum und die Umgangsweisen mit diesem Thema. Das hat jüngst auch meine Partei bewiesen. Bei unserem Landestreffen in Donaueschingen ist die Debatte zur Homöopathie wieder entflammt. Ich sehe dies als Beispiel gelebter innerparteilicher Demokratie und Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema.
Ein regelmäßiger Austausch zwischen alternativer und Schulmedizin erachte ich als sehr wichtig. Nur so lassen sich Misstrauen und gegenseitige Vorurteile abbauen. Und dass Sie dafür offen sind, zeigt ja schon die Einladung meines geschätzten Kollegen Dr. Preusch zur Teilnahme an der Podiumsdiskussion!
Für unser gemeinsames Ziel, die bestmögliche Behandlung für Patientinnen und Patienten zu erreichen, kann das Zusammenwirken von Naturheilverfahren und herkömmlichen Behandlungsmethoden von entscheidender Bedeutung sein. Gerade der immer wieder abschätzig aufgeführte „Placebo-Effekt“ ist ein Schlüsselelement für einen guten Behandlungserfolg. Mancher alternativer Behandlungsform wird ja pauschal unterstellt nur dies zu bewirken. Aber ist es richtig die Aktivierung der Selbstheilungskräfte abzuwerten? Vor allen Dingen wenn dies ohne Nebenwirkungen geschieht? Auch in der Schulmedizin kann der Placebo-Effekt einen wichtigen Anschub geben. Damit eine Therapie Erfolg hat und ein Patient wieder gesund werden kann braucht es mehrere Dinge. Grundlage ist ein breites und hochwertiges Angebot an Therapieformen. Aber das reicht nicht! Es ist immer auch das Vertrauen in den Praktizierenden notwendig und das Gefühl gut versorgt zu werden, um den Heilungsprozess in Gang zu setzen.
Deshalb ist eine fundierte, im staatlichen Gesundheitswesen eingebettete Ausbildung und Forschung zu den freien Heilberufen unerlässlich. Dies wird auch durch den Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Tübingen gewährleistet. Denn es ist unerlässlich die Chancen und Grenzen einer Therapie zu kennen. Es gibt oftmals mehrere Wege zum Ziel. Es dürfte daher gerade auch im Interesse Ihrer Branche und Ihres Verbandes sein eine gute Ausbildung und Weiterbildung zu gewährleisten. Nur so lässt sich ein berechtigter Platz neben der Schulmedizin einnehmen. Es ist daher eminent wichtig, die Kompetenz der Praktizierenden zu sichern und zu stärken. Nur so kann in meinen Augen gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen werden. Und daher sind auch solche Kongresse ein wichtiges Zeichen und notwendig für den Fortbestand einer Profession.
Ein Einfaches „entweder – oder“ ist jedenfalls in der Medizin viel zu kurz gedacht: Unser Ziel als Politik muss es sein, komplementäre UND schulmedizinische Angebote zu stärken. Wo immer möglich zu verzahnen, um sich gegenseitig zu befruchten. Nur so lässt sich der hohe Standard medizinischer Versorgung für die Menschen sichern. Dies bringt auch den Gesundheitswirtschaftsstandort Baden-Württemberg insgesamt weiter voran.
Daher danke ich Ihnen für die Einladung und die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen!
Ich wünsche uns allen einen anregenden Austausch und einen erfolgreichen Kongress!