Beschluss des Landeskabinetts

COVID-Todesfälle: Baden-Württemberg fördert Obduktionen an Unikliniken

Mehr Obduktionen sollen das Verständnis von COVID-19, Therapieversagen und möglichen Impfkomplikationen verbessern. An den Unikliniken erhalten die Pathologien im Ländle daher mehr Fördermittel.

Quelle: ÄrzteZeitung

Stuttgart. Baden-Württemberg will mehr Obduktionen nach COVID-19-Todesfällen fördern. Das Landeskabinett hat dafür nun eine Sonderförderlinie des Wissenschaftsministeriums in Höhe von 12,7 Millionen Euro verabschiedet. Allein für die sogenannte „Obduktionsbasierte COVID-19-Forschung“ sollen 3,3 Millionen Euro bis 2024 zur Verfügung stehen.

Die Obduktionen, die in den Pathologien der Universitätskliniken vorgenommen werden, seien „eminent (wichtig) für das bessere Verständnis der Erkrankung sowie des Therapieversagens, insbesondere auch bei neu auftretenden Varianten“, heißt es in der Kabinettsvorlage, die am Dienstag noch beschlossen wurde und der Ärzte Zeitung vorab vorlag. Untersucht werden sollen tödliche Komplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung sowie letale COVID-19-Verläufe trotz einer vollständigen Impfung.

Für die Förderung eingesetzt hat sich der grüne Landtagsabgeordnete Norbert Knopf. Obduktionen machten einen Unterschied „zwischen Vermutung und Sicherheit“, sagt er. Eine möglichst valide Datenlage sei aus mehreren Gründen wünschenswert. Neben einer verbesserten Sicherheit der Impfstoffe gehe es auch darum, Mutmaßungen von Impfskeptikern durch medizinische Forschung entgegenzutreten. Daher sollten auch ungeklärte Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang einer Impfung untersucht werden, argumentiert der Landtagsabgeordnete aus Wiesloch.

Wichtig für Vertrauen in die Corona-Impfung

Angesichts der Debatten über mutmaßlich gravierende Nebenwirkungen von Corona-Impfungen könne eine „konsequente (Obduktions-) Forschung das Vertrauen in und die Bereitschaft zu Impfungen in der Bevölkerung erhalten oder fördern“, heißt es in der Kabinettsvorlage. Bereits seit Herbst 2020 wurden an COVID-19 gestorbene Patienten an den Universitätskliniken obduziert. Das Land habe seitdem diese Untersuchungen mit 1,77 Millionen Euro gefördert, berichtet Knopf.

Teil der Förderlinie ist auch das bereits etablierte Long-COVID-Projekt EPILOC – es wird fortgesetzt und mit 3,25 Millionen Euro ausgestattet. Untersucht werden dabei die verzögerte Heilung sowie bleibende Beschwerden nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion. Dafür werden in den Landkreisen Tübingen, Reutlingen, Zollernalbkreis sowie in den Regionen Heidelberg, Ulm und Freiburg Fragebögen von Gesundheitsämtern an mindestens 13.000 ehemalige COVID-19-Erkrankte verschickt.

Patienten mit besonders ausgeprägtem Long-Covid-Syndrom werden zu einer ambulanten Untersuchung in die jeweilige Universitätsklinik eingeladen. Die Federführung des Projekts liegt beim Uniklinikum Tübingen.

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