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Liebe Freundinnen und Freunde,
heute schicke ich euch einen ungewohnten Newsletter. Im Mittelpunkt steht meine Reise zu den Graduiertenfeiern der "German University in Cairo" (GUC) in Ägypten (Bericht).
Hintergrund: Mein Kollege Michael Joukov bearbeitete mich über zwei Jahre, ihn bei der jährlichen Reise zu den Graduiertenfeiern zu begleiten. Zunächst war ich ablehnend und skeptisch. Jedoch überwog im Laufe der Zeit meine Neugier auf einen solchen Besuch. In Ägypten herrscht ein autoritäres Regime unter dem Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Die wirtschaftliche Entwicklung ist vorhanden, aber der Reichtum ungleich verteilt. Und natürlich ist Ägypten ein Land mit Kultur und Tradition, das stark vom Tourismus geprägt ist. Auf der Reise wurde ich begleitet von meinem Kollegen Christoph Höh. Leider hat es zeitlich bei Micheal nicht für eine Teilnahme gereicht.
Internationale Deutsche Universitäten: Deutschland betreibt derzeit rund zehn vollwertige transnationale Hochschulen weltweit – von Kairo über Amman bis Shanghai. Sie verbreiten weltweit das deutsche Hochschulmodell, seinen Qualitätsanspruch und die damit verbundene Innovationskultur. So ist ein Netzwerk der „Wissenschaftsdiplomatie mit Substanz“ entstanden – erfolgreich, aber pflegeintensiv. Über 35.000 Studierende sind in diesen Universitäten nach deutschem Standard eingeschrieben, sie erreichen zum Teil in Deutschland anerkannte Abschlüsse.
Auch mir war lange nicht bewußt, dass Deutschland so ein Netzwerk aufgebaut hat. Wir reden viel über Einwanderung und Abwerbung von Fachkräften. Was weniger bekannt ist, dass wir auch Menschen auf der ganzen Welt ausbilden und in deutscher Sprache unterrichten. Ich halte dieses Vorgehen für sehr viel besser, als Fachkräfte ohne vertieftes Wissen über Deutschland in ihrer Heimat abzuwerben. Als Mitglied des Wissenschaftsausschuses sind mir natürlich die Kooperationen der Baden-Württembergischen Unis ein Anliegen. Dabei sind die beiden Hochschulen in Kairo die wichtigsten gemeinsamen Projekte.
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Hinweis zu Terminen / Details am Ende des Newsletters:
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GUC und GIU: Die GUC (German University in Cairo) und die GIU (German International University in New Administrative Capital) sind zentrale Bildungseinrichtungen im deutsch-ägyptischen Hochschulnetz und spielen eine wichtige Rolle in der Wissenschafts-, Außen- und Innovationspolitik.
Gegründet wurde die GUC 2002 durch ein bilaterales Abkommen zwischen Ägypten und Deutschland. Es ist eine private, aber nicht-kommerzielle Universität mit Sitz in Kairo (New Cairo). Sie wurde in Kooperation mit deutschen Partnerhochschulen ins Leben gerufen: Universität Stuttgart, Universität Ulm, Humboldt-Universität zu Berlin. Finanziell und fachlich unterstützt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem ägyptischen Staat.
Die GIU wurde 2019 gegründet und 2020 eröffnet. Sie hat Kooperationen mit vier deutschen Universitäten: Ulm, Heilbronn, Saarbrücken (HTW) und Berlin (HTW & HWR). Offiziell unterstützen sie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das ägyptische Ministerium für Hochschulbildung. Profil und Ziel sind eine moderne Campusuniversität, die einen Fokus auf angewandte Wissenschaften und Innovation legt. Studienrichtungen: Ingenieurwesen, Informatik, Wirtschaft, Design, Architektur, Biotechnologie. Unterrichtssprache: Englisch. Ziel: praxisorientierte Ausbildung nach deutschem Fachhochschulmodell.
Wir haben beide Einrichtungen besucht und waren beeindruckt, wie dynamisch die Entwicklung ist. Die beiden Hochschulen haben rund 20.000 Studierende und sind somit die mit Abstand größten internationalen Universitäten, die Deutschland unterstützt. Aktuell wird der Bereich Zahnmedizin aufgebaut. Das erste Semester ist gestartet. In neuen hochmodernen Räumen wird den Studierenden Zahnmedizin gelehrt.
Überrascht war ich vom hohen Frauenanteil bei Studierenden und Professoren. Interessant war für mich auch, dass die für die Ausbildung geplanten Behandlungen für die Patienten kostenfrei ist. Dieses Prinzip wurde bereits bei der laufenden Ausbildung im Bereich Physiotherapie sehr gut angenommen. Für Deutschland wäre dieses Vorgehen undenkbar. Aber in Ägypten hilft es wirklich der Bevölkerung, weil es dort nur ein wenig entwickeltes Krankenkassensystem gibt.
Für deutsche Verhältnisse ist es ebenfall sehr ungewöhnlich, wie die Graduiertenfeiern an den Hochschulen ablaufen. Davon gibt es insgesamt vier Veranstaltungen. Wir waren zu den beiden Feiern der GUC eingeladen. Dazu wurde das Fussballstadium in einen Festraum mit Bühne umgebaut. In den Festraum kamen mehrere Tausend Menschen (u. a. Familienangehörige und Freunde). Außerdem gab es Stände für Essen und Trinken. Die Bühne nahm viel Platz ein. Neben Reden und Musik wurden zum Abschluss die einzelnen Absolventen aufgerufen, um ihnen ihre Abschlussurkunde zu überreichen. Das dauerte eine gewisse Zeit, bis die Namen von rund 900 Absolventen genannt worden waren. Zum Abschluss gab es eine gemeinsame Show mit Feuerwerk und Musik - und es herrschte eine ausgelassene Feierstimmung.
Weitere Eindrücke aus Ägypten:
Sehr beeindruckend war auch unser Besuch des Grand Egyptian Museum (GEM), eines der bedeutendsten Kultur- und Museumsprojekte der Welt – und ein Symbol für Ägyptens Versuch, sein kulturelles Erbe modern, monumental und international zu präsentieren. Das Museum wurde am 01.11.25 feierlich eröffnet. Wir hatten das Glück, dass bei unserer Ägypten-Reise schon zwölf Hallen zugänglich waren. Insgesamt hat das Museum rund 200.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Auch hatten wir einen sehr guten Führer, der uns die Geschichte Ägyptens lebendig näher gebracht hat. Das Grand Egyptian Museum ist mehr als nur ein Museum – es ist ein nationales Großprojekt zwischen Antike und Moderne. Es symbolisiert Ägyptens Anspruch, sein einzigartiges Kulturerbe global sichtbar zu machen und gleichzeitig wirtschaftlich davon zu profitieren.
Wenn es vollständig geöffnet ist, wird es das größte archäologische Museum der Welt sein – und vermutlich das wichtigste neue Kulturzentrum Afrikas im 21. Jahrhundert. Bei einem Ägypten-Besuch darf eine Besichtigung der Pyramiden nicht fehlen. So haben wir uns die Pyramiden von Gizeh angeschaut. Auch hier wurde ein neues Besucherzentrum errichtet. Eindrucksvoll ist es, am Fuße der Pyramide zu stehen und zu sehen, wie groß die Steine sind, die die Ägypter vor 4500 Jahren da aufgetrürmt haben. 2,3 Millionen Steine wurden in rund 20 Jahren verbaut - eine Leistung, die auch heute noch nicht ganz verstanden wird.
Aktuell wird in Deutschland über die Wehrpflicht und ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr diskutiert. Wir haben dieses Thema auch mit unseren ägyptischen Begleitern diskutiert. Allgemein ist zu sagen: In Ägypten existiert eine doppelte Pflichtstruktur: Männer dienen im Militär, Frauen im sozialen Bereich. Beide Systeme fördern Patriotismus und Staatsbindung, aber sie sind sozial ungleich und werden politisch instrumentalisiert. Während der Wehrdienst das Militär stärkt, bleibt das soziale Pflichtjahr oft ein symbolisches, aber nützliches soziales Instrument.
Neben dieser Grundaussage gibt es einige Elemente, die ich interessant fand. Bei der Wehrpflicht gibt es Ausnahmen. So müssen männliche Einzelkinder nicht zum Militär, wobei der Einzelkindstatus am Vater festgemacht wird. Der Status Einzelkind liegt vor, wenn der Vater bis zum 60. Lebensjahr nur einen Sohn gezeugt hat. Bei den Frauen gibt es auch verschiedene Ausnahmen. Sie müssen aber das Pflichtjahr absolvieren, wenn sie eine staatliche Rente beanspruchen oder in den Staatsdienst gehen wollen. Diese Idee finde ich charmant. Wer in den Staatsdienst will, muss ein soziales Pflichtjahr absolvieren. Das könnte ich mir auch in Deutschland vorstellen.
Was steht als Nächstes an?
Am 08.11.25 um 10:00 Uhr spreche ich ein Grußwort auf dem Sozialpolitischen Tag des VdK Heidelberg in Rauenberg. Mit dabei ist auch die Präsidentin des VdK Deutschland, Verena Bentele. Die Veranstaltung findet in der Mannaberghalle statt. Weitere Info dazu über den VdK Heidelberg. Am 18.11.25 um 20:30 Uhr findet eine digitale Veranstaltung zum Thema Cannabis legal. Und jetzt? statt. Auf Einladung meiner Kollegin Gudula Achterberg besprechen wir zusammen mit dem Mediziner Mathias Luderer die aktuelle Situation der Legalisierung von Cannabis. Der Link zur Veranstaltung erscheint zeitnah auf meiner Homepage. Die nächste Bürgersprechstunde findet am 26.11.2026 von 14:00 bis 16:00 Uhr statt. Entweder im Wahlkreisbüro in St. Leon-Rot, telefonisch oder digital. Ich bitte um Anmeldung unter der Mailadresse: norbert.knopf@gruene.landtag-bw.de Am 13.11.25 findet die nächste Wahlkreisfahrt nach Stuttgart statt. Ihr könnt live eine Debatte im Landtag verfolgen, an einer Führung durch den Landtag teilnehmen und ein Gespräch mit mir führen. Leider ausgebucht. Keine weiteren Teilnehmer mehr möglich. Viele Grüße Am 11.10.25 waren wir auf der Bühne als Honoratioren bei der Übergabe der Zeugnisse dabei. Da sich die Übergabe über Stunden hinzieht, wurde aber auch fleißig gewechselt.
Modernste Technik kommt bei der Ausbildung der neuen ZahnärztInnen zum Einsatz. Hier ein kritischer Blick auf eine Simulationspuppe, an der real gearbeitet werden kann.
Sehr beeindruckend ist das Grand Egyptian Museum. Hier vor der Statue von Ramses II. Jeder Gast durfte auf eigene Kosten eine Begleitung mitnehmen. Ich habe meinen Sohn (und Neu-Studenten) Jonas mitgenommen.
Einfach toll sind die über 4.500 Jahre alten Pyramiden von Gizeh. Deren Größe man erst richtig spürt, wenn man am Fuße der Pyramiden steht.
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